Harninkontinenz verstehen: Ursachen, Arten und beste Behandlung

Harninkontinenz, oft als Blasenschwäche bezeichnet, ist ein Thema, über das viele ungern sprechen – aber es betrifft mehr Menschen, als man denkt! Ob es beim Lachen, Husten oder bei plötzlichem Harndrang passiert, es gibt viele Ursachen und ebenso viele Lösungen. Wer die Hintergründe kennt, kann gezielt handeln und die passende Unterstützung finden. Deshalb haben wir umfassendes Expertenwissen zusammengestellt, um alle Fragen rund um das Thema Inkontinenz zu beantworten und Ihnen dabei zu helfen, wieder mehr Kontrolle im Alltag zu gewinnen.

Was ist Harninkontinenz? Definition & einfache Erklärung

Harninkontinenz, auch als Blasenschwäche bekannt, beschreibt den ungewollten Verlust von Urin, der oft unerwartet auftritt. Aber häufiges Wasserlassen ist nicht gleich Harninkontinenz. Wer öfter die Toilette aufsucht, muss nicht zwangsläufig inkontinent sein – das kann einfach an mehr Flüssigkeitsaufnahme oder einer kleineren Blase liegen.

Bei Harninkontinenz hingegen geht Urin unkontrolliert ab, z. B. beim Lachen, Husten oder körperlicher Anstrengung. Doch wie erkennt man, ob es sich wirklich um Harninkontinenz handelt?

Anzeichen von Inkontinenz: Wann wird die Inkontinenz diagnostiziert?

Die Symptome einer Harninkontinenz sind in der Regel für Betroffene deutlich spürbar und können den Alltag erheblich beeinflussen. Harninkontinenz äußert sich in spezifischen, wiederkehrenden Symptomen, die über das normale, häufige Wasserlassen hinausgehen.

Die meisten Anzeichen, die auf Harninkontinenz hinweisen, sind:

  • Unwillkürlicher Urinverlust, der unerwartet auftritt, z. B. beim Husten, Lachen oder Niesen
  • Plötzlicher, starker Harndrang, bei dem es schwerfällt, die Toilette rechtzeitig zu erreichen
  • Häufiges nächtliches Wasserlassen (Nykturie)
  • Ständiges Gefühl einer unvollständigen Blasenentleerung, auch direkt nach dem Toilettengang
  • Unkontrollierter Urinverlust bei körperlicher Belastung, wie Treppensteigen oder beim Heben von Gegenständen
  • Ein starker Harndrang bereits bei gering gefüllter Blase


Die Symptome selbst und wie stark sie wahrgenommen werden, werden von der Schwere der Harninkontinenz beeinflusst. Je nach Ausprägung kann der unkontrollierte Urinverlust unterschiedlich häufig und intensiv auftreten.

Die 4 Stufen der Harninkontinenz: Von leicht bis schwer – und was das bedeutet

Harninkontinenz wird anhand der Häufigkeit und Menge des unkontrollierten Urinverlusts in vier Stufen unterteilt: leichte, mittlere, schwere und sehr schwere Inkontinenz. Diese Einteilung erfolgt nach der Menge des Urinverlusts, den Situationen, in denen der Verlust auftritt, sowie dem Grad der Beeinträchtigung im Alltag.

Leichte Inkontinenz

Leichte Inkontinenz zeigt sich durch gelegentlichen Urinverlust. Diese Stufe tritt oft in Situationen auf, bei denen Druck auf die Blase ausgeübt wird, zum Beispiel beim Sport oder beim Heben schwerer Gegenstände, aber auch beim Husten, Niesen, Lachen. Sie betrifft häufig Frauen nach der Geburt oder in den Wechseljahren.

Mittlere Inkontinenz

Bei mittlerer Inkontinenz kommt es häufiger zu unkontrolliertem Urinverlust, auch bei alltäglichen Aktivitäten, bei denen die Blase keiner großen Belastung ausgesetzt ist: Gehen, Aufstehen oder Bücken. Auch plötzlicher, starker Harndrang ist in dieser Phase typisch, wobei es schwerfällt, die Toilette rechtzeitig zu erreichen.

Schwere Inkontinenz

Bei schwerer Inkontinenz kommt es häufig und unkontrolliert zu starkem Urinverlust, oft ohne Vorwarnung oder bei geringen Belastungen. Betroffene verlieren die Kontrolle über ihre Blase auch im Sitzen, Liegen oder bei der kleinsten körperlichen Bewegung

Sehr schwere Inkontinenz

Sehr schwere Inkontinenz führt zu einem nahezu vollständigen Kontrollverlust über die Blase. Der Urinverlust tritt fast ständig auf, oft unbemerkt und kann auch im Liegen, beispielsweise während des Schlafs, vorkommen. In schweren Fällen kann Harninkontinenz zu Pflegebedürftigkeit führen, insbesondere bei älteren Menschen.

Person hält zwei Toilettenpapierrollen wie Ferngläser vor die Augen, humorvoller Bezug auf Toilettenbesuche und Harninkontinenz
Den Ursachen der Inkontinenz auf der Spur – ein Thema, das Aufmerksamkeit verdient.

Die häufigsten Ursachen der Inkontinenz:
Warum kommt es dazu?

Ist die Blase immer für Harninkontinenz verantwortlich?

Nicht unbedingt. Der Begriff „Blasenschwäche“ wird oft umgangssprachlich als Synonym für Harninkontinenz verwendet, doch das ist nicht immer korrekt. Harninkontinenz kann verschiedene Ursachen haben und die Blase ist nicht immer der Auslöser. Oft spielen auch andere körperliche Faktoren und Systeme eine Rolle.

Es gibt eine ganze Reihe von Ursachen der Harninkontinenz, die je nach Grund leichtere oder auch schwerwiegendere Formen auslösen können: 

  • Alterungsprozesse
  • Übergewicht2
  • Chronischer Husten
  • Harnwegsinfektionen
  • Neurologische Erkrankungen (z. B. Multiple Sklerose, Parkinson, Schlaganfall)
  • Diabetes
  • Medikamente
  • Verstopfung
  • Verletzungen oder Operationen im Beckenbereich
  • Psychische Ursachen
  • Schwache Beckenbodenmuskulatur
  • Schwangerschaft und Geburt
  • Hormonelle Veränderungen (z. B. in den Wechseljahren)
  • Prostataerkrankungen (z. B. nach Prostataoperationen)
  • Vergrößerte Prostata (benigne Prostatahyperplasie)
  • Demenz und kognitive Beeinträchtigungen

Inkontinenz durch Alterungsprozesse und schwache Beckenbodenmuskulatur

Mit zunehmendem Alter verändert sich die Struktur der Muskeln und Gewebe im Körper, auch im Beckenbereich. Die Beckenbodenmuskulatur, die für die Unterstützung der Blase verantwortlich ist, verliert an Elastizität und Kraft. Diese Schwächung führt dazu, dass der Harnfluss schwerer zu kontrollieren ist. Vor allem bei Frauen in den Wechseljahren tritt dieses Problem häufig auf, da der sinkende Östrogenspiegel das Gewebe der Blase zusätzlich schwächt.

Warum kann die Beckenbodenmuskulatur auch unabhängig vom Alter geschwächt werden?

Nicht nur das Alter spielt eine Rolle bei der Schwächung der Beckenbodenmuskulatur. Es gibt auch andere Faktoren, die die Muskeln im Beckenbereich beeinträchtigen können:

  • Schwangerschaft und Geburt
  • Übergewicht
  • Chronischer Husten
  • Schwere körperliche Arbeit
  • Regelmäßiges Heben schwerer Lasten
  • Intensiver Sport 

Inkontinenz durch Druck auf die Blase

Druck auf die Blase ist eine häufige Ursache für Harninkontinenz. Er entsteht durch äußere Einflüsse, die den Blasenbereich belasten, was den Urinfluss unkontrollierbar macht. Obwohl die Blase selbst oft gesund ist, überlastet der zusätzliche Druck ihre Fähigkeit, Urin zu halten.

Die häufigsten Faktoren, die Druck auf die Blase ausüben:

  • Erhöhtes Körpergewicht lastet auf der Blase und dem Beckenboden, was die Blasenfunktion beeinträchtigt2.
  • Chronischer Husten belastet die Bauchmuskeln und den Beckenboden, was den Druck auf die Blase erhöht.
  • Chronische Verstopfung
  • Vergrößerte Prostata
Frau hustet, was Druck auf die Blase und Inkontinenz auslösen kann.
Wenn Druck auf die Blase ungewollt zu Inkontinenz führt

Inkontinenz durch Krankheiten und hormonelle Veränderungen

Krankheiten wie Harnwegsinfektionen, Diabetes, Prostataerkrankungen und hormonelle Veränderungen wie in den Wechseljahren können Harninkontinenz auslösen. Diese Zustände beeinträchtigen die Blasenfunktion entweder durch Nervenschäden, Gewebeschwächung oder Entzündungen. Sowohl Männer als auch Frauen sind davon betroffen, wobei hormonelle Veränderungen bei Frauen und Prostataerkrankungen bei Männern eine zentrale Rolle spielen.

Inkontinenz durch Lebensgewohnheiten und psychische Ursachen

Unausgewogene Lebensweisen können einen direkten Einfluss auf die Blasenkontrolle haben, da sie die Blase reizen und den Harndrang verstärken können. Gleichzeitig wirken sich psychische Belastungen, wie Stress und Angst, negativ auf die Nervenbahnen aus, die die Blasenfunktion steuern. 

Diese beiden Aspekte hängen oft zusammen: Stress führt zu ungesunden Lebensgewohnheiten, während ungesunde Gewohnheiten den Körper belasten und psychischen Stress verstärken.

Diese Faktoren Ihres Lebensstils verschlimmern Inkontinenz

  • Schlechte Ernährungsgewohnheiten
  • Rauchen3
  • Bewegungsmangel
  • Stress und innere Unruhe
  • Schlechter Schlaf

Diese Lebensgewohnheiten verbessern Ihre Inkontinenz

  • Passende ballaststoffreiche Ernährung
  • Regelmäßiges Trinken
  • Vermeidung von scharfen Gewürzen und künstlichen Süßstoffen4
  • Moderate Bewegung
  • Stressabbau
  • Besserer Schlafrhythmus
  • Rauchstopp

Harninkontinenz: So sollen Sie richtig trinken

Bei Harninkontinenz kann es verlockend sein, weniger zu trinken, um den Harndrang zu verringern – das ist jedoch keine gute Idee! Zu wenig Flüssigkeit kann die Blase reizen und das Problem verschlimmern. Wichtig ist: 

  • Ausreichend trinken, etwa 1,5 bis 2 Liter pro Tag, um den Urin zu verdünnen und Blasenreizungen zu vermeiden.
  • Alkohol reduzieren
  • Übermäßiges Trinken am Abend vermeiden
  • Flüssigkeitsaufnahme gleichmäßig über den Tag verteilen

Inkontinenz durch neurologische Erkrankungen

Neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson, Schlaganfälle oder Demenz stören die Kommunikation zwischen Gehirn und Blase, was zu Harninkontinenz führen kann. Betroffene haben oft Schwierigkeiten, den Harndrang rechtzeitig zu erkennen oder die Blase richtig zu kontrollieren.

Inkontinenz durch medizinische Eingriffe und Medikamente

Die Auswirkungen von Operationen können auf die Blase manchmal erst später deutlich werden. Viele Patienten erwarten, dass sich ihre Blasenkontrolle nach einer Operation schnell normalisiert – doch das kann sich verzögern. Oft merkt man erst Wochen nach einem Eingriff, dass die Blase nicht mehr wie gewohnt arbeitet. 

Medizinische Eingriffe, die Inkontinenz auslösen können:

  • Prostataoperationen
  • Gynäkologische Eingriffe, wie zum Beispiel eine Hysterektomie (Gebärmutterentfernung) 
  • Blasenoperationen
  • Chirurgische Eingriffe im Darmbereich 

Medikamente, die Inkontinenz verursachen können:

  • Diuretika (Entwässerungstabletten)
  • Antidepressiva5
  • Blutdrucksenkende Medikamente
  • Sedativa oder Beruhigungsmittel
  • Hormontherapien, insbesondere solche, die Östrogen beeinflussen

Inkontinenz bei der Frau:
die häufigsten Fragen einfach erklärt

Ursachen von Inkontinenz bei Frauen

  • Schwangerschaft und Geburt
  • Wechseljahre
  • Hormonelle Veränderungen
  • Schwache Beckenbodenmuskulatur
  • Blasenentzündungen
  • Gynäkologische Operationen
  • Genetische Veranlagung
  • Verstopfung
  • Übergewicht
  • Sitzende Tätigkeiten
  • Chronischer Stress
  • Ballaststoffarme Ernährung & extreme Diäten
  • Häufiges Tragen von High Heels
  • Übermäßiger Einsatz von Diuretika

Anzeichen von Inkontinenz bei Frauen

  • Urinverlust bei körperlicher Belastung 
  • Häufiges Wasserlassen (auch ohne starke Blasenfüllung)
  • Plötzlicher, starker Harndrang
  • Häufiges Wasserlassen nachts 
  • Gefühl der unvollständigen Blasenentleerung 
  • Urinverlust bei längerem Stehen oder Sitzen
  • Vermehrter Urinverlust während der Menstruation
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Kann Harninkontinenz auch bei jüngeren Frauen auftreten?

Ja, Harninkontinenz kann auch bei jüngeren Frauen vorkommen. Obwohl es häufiger bei älteren Frauen vorkommt, können auch jüngere Frauen, besonders nach Schwangerschaft oder durch Faktoren wie schwache Beckenbodenmuskulatur, Harnwegsinfektionen oder genetische Veranlagung, betroffen sein. Studien zeigen, dass etwa 25 %6 der Frauen im gebärfähigen Alter Inkontinenz erleben.

Kann ich durch bestimmte Bewegungen oder Sportarten die Inkontinenz verschlimmern?

Ja, bestimmte Sportarten, die Druck auf den Beckenboden ausüben, können die Inkontinenz verschlimmern.
Dazu gehören Hochleistungssportarten wie Laufen, Springen oder Gewichtheben.

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Wie kann ich erkennen, ob meine Inkontinenz durch eine Blasenentzündung verursacht wird?

Blasenentzündungen verursachen häufig Symptome wie Brennen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang und das Gefühl, die Blase nicht vollständig entleeren zu können. Wenn diese Symptome zusammen mit plötzlichem Urinverlust auftreten, ist es wahrscheinlich, dass die Inkontinenz durch eine Blasenentzündung verursacht wird.

Ist es normal, während der Schwangerschaft häufiger Urin zu verlieren?

Ja, etwa 30-40 % der schwangeren Frauen erleben Inkontinenz während der Schwangerschaft7. Der Druck des wachsenden Babys auf die Blase, hormonelle Veränderungen und die Lockerung der Beckenbodenmuskulatur tragen zu einer erhöhten Belastung der Blase bei.

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Warum habe ich während der Menstruation mehr Probleme mit Inkontinenz?

Hormonelle Schwankungen während der Menstruation, insbesondere sinkende Östrogenspiegel, schwächen die Blase und erhöhen den Harndrang.

Verursacht das Tragen enger Kleidung (wie Shapewear) Inkontinenz?

Enge Kleidung wie Shapewear kann temporär den Druck auf die Blase erhöhen und den Harndrang verstärken, verursacht aber keine langfristige Inkontinenz.

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Warum tritt Inkontinenz häufiger auf, wenn ich längere Zeit stehe oder sitze?

Langes Stehen oder Sitzen erhöht den Druck auf den Beckenboden, besonders wenn dieser bereits geschwächt ist. Beckenbodenschwäche durch eine schlechte Körperhaltung verstärken dieses Problem.

Können Menstruationsprodukte (Tampons, Menstruationstassen) Harninkontinenz beeinflussen?

Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass Menstruationsprodukte wie Tampons oder Menstruationstassen direkt Harninkontinenz verursachen. Allerdings können Tampons oder Menstruationstassen durch ihren Sitz ein Gefühl von Druck auf die Harnröhre ausüben und so den Urinfluss vorübergehend beeinflussen.

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Inkontinenz beim Mann:
die häufigsten Fragen einfach erklärt

Ursachen von Inkontinenz bei Männern

  • Vergrößerte Prostata
  • Nachwirkungen von Prostataoperationen
  • Testosteronabfall
  • Übergewicht
  • Chronischer Husten
  • Diabetes
  • Chronisches Sitzen (z. B. lange Autofahrten, Bürotätigkeit)
  • Schwere körperliche Arbeit
  • Belastender Sport und Gewichtheben
  • Chronischer Stress

Anzeichen von Inkontinenz bei Männern

  • Häufiges nächtliches Wasserlassen
  • Schwacher Urinstrahl
  • Gefühl der unvollständigen Blasenentleerung
  • Plötzlicher, unkontrollierbarer Harndrang
  • Nachtröpfeln nach dem Wasserlassen
  • Häufiges Wasserlassen bei längerem Sitzen
  • Urinverlust nach schwerem Heben oder intensiver körperlicher Aktivität 
  • Unwillkürlicher Urinverlust nach Prostataoperationen
  • Schwierigkeiten beim Starten des Urinflusses
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Warum habe ich nach dem Wasserlassen noch Nachtröpfeln?

Nachtröpfeln, oder auch „postmiktionales Tröpfeln“, tritt bei Männern häufig auf, weil der Beckenboden und die Muskeln um die Harnröhre den restlichen Urin nicht vollständig aus der Harnröhre entleeren. Besonders nach Prostataoperationen oder bei vergrößerter Prostata kann dies verstärkt auftreten.

Wie hängt meine vergrößerte Prostata mit Harninkontinenz zusammen?

Eine vergrößerte Prostata, auch benigne Prostatahyperplasie (BPH) genannt, übt Druck auf die Harnröhre aus, die durch die Prostata verläuft. Dies kann den Urinfluss behindern, zu einer überfüllten Blase führen und Inkontinenz verursachen, da die Blase sich nicht vollständig entleeren kann.

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Kann Inkontinenz durch Prostatamedikamente verursacht werden?

Ja, bestimmte Medikamente zur Behandlung von Prostataproblemen, wie Alpha-Blocker oder 5-Alpha-Reduktase-Hemmer, können Inkontinenz verursachen oder verstärken. Alpha-Blocker entspannen die Muskeln um die Prostata und Blase, was zwar den Urinfluss verbessert, aber auch die Kontrolle über die Blase verringern kann.

Warum habe ich Schwierigkeiten, den Urinfluss zu starten, und ist das normal?

Schwierigkeiten beim Starten des Urinflusses sind häufig auf eine vergrößerte Prostata zurückzuführen, die die Harnröhre verengt. Das ist ein typisches Zeichen von Prostatahyperplasie oder Blasenobstruktion. Wenn dieses Problem regelmäßig auftritt, ist es nicht normal und deshalb wichtig, einen Urologen zu konsultieren.

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Warum tritt Harninkontinenz häufiger auf, wenn ich lange sitze, z. B. beim Autofahren?

Langes Sitzen, besonders bei Tätigkeiten wie Autofahren oder am Schreibtisch, übt zusätzlichen Druck auf die Blase und Prostata aus. Bei Männern mit Prostataproblemen oder einer schwachen Beckenbodenmuskulatur führt dieser Druck zu einem verstärkten Harndrang oder zu unkontrolliertem Urinverlust.

Kann das Tragen eines Bauchgürtels die Blasenkontrolle bei Männern beeinträchtigen?

Ja, das Tragen eines Bauchgürtels oder enger Kleidung kann den Druck auf den Unterbauch und die Blase erhöhen, was den Harndrang verstärken und die Blasenkontrolle kurzfristig beeinträchtigen kann.

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Detailaufnahme eines Mannes mit einem Gürtel, der Druck auf die Blase ausüben und die Blasenkontrolle beeinträchtigen kann
Kann ein enger Gürtel die Blasenkontrolle beeinträchtigen?

Arten von Harninkontinenz: Welche Form trifft auf Sie zu?

Harninkontinenz ist nicht gleich Harninkontinenz – es gibt verschiedene Arten, die sich durch unterschiedliche Ursachen und Symptome zeigen. Die häufigsten Arten von Harninkontinenz sind: 

  1. Belastungsinkontinenz
  2. Dranginkontinenz
  3. Mischinkontinenz
  4. Überlaufinkontinenz
  5. Reflexinkontinenz
  6. Funktionelle Inkontinenz
  7. Extraurethrale Inkontinenz
  8. Nykturie (nächtlicher Harndrang) 
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Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz)

Belastungsinkontinenz, auch Stressinkontinenz genannt, tritt auf, wenn bei körperlichem Druck auf die Blase unkontrolliert Urin austritt. Das passiert bei Husten, Niesen, Lachen oder auch bei Treppensteigen, schwerem Heben, Laufen und ähnlichen Anstrengungen. Der Begriff „Stress“ bezieht sich hier auf den Druck, der auf die Blase ausgeübt wird.
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Dranginkontinenz (Urgeinkontinenz)

Dranginkontinenz äußert sich durch plötzlichen, intensiven Harndrang, der es schwer macht, die Blase rechtzeitig zu entleeren. Betroffene beschreiben es oft als unaufhaltsam, als würde die Blase „überlaufen“, selbst bei nur teilweise gefüllter Blase. Es kann ohne Vorwarnung auftreten und führt dazu, dass Urin unkontrolliert abgeht, bevor die Toilette erreicht wird. Ursachen können Blasenentzündungen, neurologische Erkrankungen oder eine überaktive Blase sein.
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Mischinkontinenz

Mischinkontinenz ist eine Kombination aus Belastungsinkontinenz und Dranginkontinenz, was bedeutet, dass Betroffene sowohl beim körperlichen Druck (wie Husten, Niesen, Lachen) als auch durch plötzlichen, intensiven Harndrang Urin verlieren. Diese beiden Formen können sich unterschiedlich stark zeigen. 
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Überlaufinkontinenz

Überlaufinkontinenz tritt auf, wenn die Blase nicht vollständig entleert wird und ständig kleine Mengen Urin nachtröpfeln. Der Betroffene hat oft das Gefühl, dass die Blase noch voll ist, obwohl er gerade auf der Toilette war.

Diese Art der Inkontinenz betrifft häufig ältere Männer, insbesondere solche mit einer vergrößerten Prostata, die den Urinfluss blockiert. Auch Menschen mit Diabetes oder Nervenschäden können davon betroffen sein, da die Nerven, die die Blasenentleerung steuern, nicht mehr richtig funktionieren. 
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Reflexinkontinenz

Die Reflexinkontinenz wird so genannt, weil die Blase sich wie bei einem Reflex entleertunkontrolliert und ohne bewusste Steuerung. Normalerweise sendet das Gehirn Signale an die Blase, wann sie sich entleeren soll. Bei Reflexinkontinenz funktioniert diese Kommunikation nicht mehr, sodass die Blase automatisch reagiert und sich entleert, sobald sie voll ist, ähnlich wie bei einem Reflex, der unwillkürlich abläuft.
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Funktionelle Inkontinenz

Funktionelle Inkontinenz tritt auf, wenn jemand körperlich oder geistig in der Lage ist, den Urin zu halten, aber aus anderen Gründen nicht rechtzeitig zur Toilette kommt. Das Problem liegt also nicht an der Blase selbst, sondern daran, dass man eingeschränkt ist, sei es durch Bewegungsprobleme oder kognitive Beeinträchtigungen.
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Extraurethrale Inkontinenz

Extraurethrale Inkontinenz ist eine seltene Form von Inkontinenz, bei der Urin nicht durch die Harnröhre austritt, sondern durch unnatürliche Verbindungen im Körper, sogenannte Fisteln. Diese Fisteln können sich zwischen der Blase und anderen Organen, wie der Vagina oder dem Darm, bilden.
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Nächtlicher Harndrang bei Erwachsene


Nächtlicher Harndrang, auch Nykturie genannt, ist ein häufiges Problem bei Erwachsenen, bei dem man nachts mehrmals aufwacht, um zur Toilette zu gehen. Nykturie kann verschiedene Ursachen haben: zu viel Flüssigkeit vor dem Schlafengehen, Blasenentzündungen oder auch Erkrankungen wie Diabetes oder eine vergrößerte Prostata bei Männern. Oft hängt es auch mit dem natürlichen Alterungsprozess zusammen, bei dem die Blasenkapazität abnimmt oder die Produktion von Urin in der Nacht ansteigt.

Zusammen mit hormonellen Veränderungen, Stress und Schwitzen ist nächtlicher Harndrang eine der häufigsten Ursachen für Schlafstörungen.
Person in Schlafanzug und Hausschuhen auf dem Weg zur Toilette, symbolisiert nächtlichen Harndrang, auch Nykturie genannt
Wenn nächtlicher Harndrang den Schlaf stört

Behandlungsoptionen bei Harninkontinenz

Die Behandlung von Harninkontinenz hängt stark von der Art und Schwere der Inkontinenz ab. Es gibt eine Vielzahl von Ansätzen, die von einfachen Lebensstiländerungen bis hin zu chirurgischen Eingriffen reichen.

Inkontinenz-Produkte: Einlagen, Vorlagen und Pants

Produkte, wie Einlagen, Vorlagen und Pants, lösen das Problem selbst nicht, sondern unterstützen nur dabei, den Urinverlust diskret aufzufangen und ein sicheres Gefühl im Alltag zu geben

  • Einlagen sind dünn und ideal für leichten Urinverlust, etwa bei Belastungsinkontinenz.
  • Vorlagen (auch für das Bett) bieten mehr Schutz bei mittlerem bis starkem Urinverlust.
  • Pants sehen wie Unterwäsche aus, sind besonders saugfähig und für stärkere Inkontinenz geeignet.

Beckenbodentraining

Beckenbodentraining beinhaltet gezielte Übungen, bei denen man die Beckenbodenmuskeln anspannt und wieder entspannt, ähnlich wie beim Zurückhalten von Urin. Mit regelmäßiger Durchführung kann die Muskulatur des Beckenbodens gekräftigt werden. 

  • Wann es hilft: besonders wirksam bei Belastungsinkontinenz, z. B. nach einer Schwangerschaft oder bei schwachem Beckenboden 
  • Wann es weniger sinnvoll ist: Bei schweren Fällen von Dranginkontinenz oder neurologischen Ursachen

Blasentraining

Beim Blasentraining wird der Harndrang systematisch kontrolliert, indem feste Zeiten für den Gang zur Toilette eingehalten und die Intervalle schrittweise verlängert werden. Es hilft, die Kontinenz zu verbessern, den Harndrang zu verzögern und die Blase zu trainieren, mehr Urin zu speichern.

  • Wann es hilft: Besonders effektiv bei Dranginkontinenz oder einer überaktiven Blase.
  • Wann es weniger sinnvoll ist: Bei schwerer Belastungsinkontinenz 

Verhaltens- und Lebensstiländerungen

Anpassungen im Alltag, wie die ballaststoffreiche Ernährung, regelmäßige Bewegungen und das Vermeiden von großen Flüssigkeitsmengen vor dem Schlafengehen, können eine wichtige Rolle bei der Linderung von Harninkontinenz spielen.

  • Wann es hilft: Bei leichter Inkontinenz oder als unterstützende Maßnahme bei anderen Behandlungen. Besonders wirksam bei nächtlichem Harndrang oder leichten Formen der Belastungs- und Dranginkontinenz.
  • Wann es weniger sinnvoll ist: Bei schwereren Formen der Inkontinenz allein oft nicht ausreichend. 

Injektionstherapien und medikamentöse Therapie

Injektionstherapien und medikamentöse Behandlungen werden häufig bei Dranginkontinenz und einer überaktiven Blase eingesetzt. Dabei wird oft Botox in die Blasenmuskulatur gespritzt, um diese zu entspannen und den Harndrang zu verringern – besonders dann, wenn andere Ansätze wie Blasentraining nicht mehr ausreichend helfen.

Beide Ansätze helfen bei Dranginkontinenz, jedoch nicht bei Belastungsinkontinenz.

Chirurgische Eingriffe: Wann ist eine Operation bei Inkontinenz sinnvoll?


Chirurgische Eingriffe kommen meist bei schwerer Belastungsinkontinenz zum Einsatz, wenn andere Behandlungsmethoden nicht mehr ausreichend sind. Häufige Methoden sind die Sling-Operation oder das Anheben der Blase (Burch-Operation), bei der die Blase angehoben und fixiert wird, um ihre Position zu stabilisieren. Diese Eingriffe sind oft bei stark geschwächter Beckenbodenmuskulatur oder abgesenkten Beckenorganen sinnvoll.

Arzt in weißem Kittel schreibt Notizen auf ein Klemmbrett zur Beratung bei Inkontinenz.
Inkontinenz: Wann ist ein Arztbesuch ratsam?

Inkontinenz: Wann zum Arzt?

Es ist immer besser, einen Arzt zu konsultieren, wenn Symptome oder Beschwerden in Zusammenhang mit Harninkontinenz auftreten. So kann frühzeitig die richtige Diagnose gestellt und behandelt werden. In einigen Fällen ist es besonders ratsam, schnell einen Spezialisten für Urologieaufzusuchen:

  • Plötzlicher Urinverlust ohne erkennbaren Grund.
  • Starker, unkontrollierbarer Harndrang, der das rechtzeitige Erreichen der Toilette erschwert.
  • Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen, was auf eine Infektion hindeuten könnte.
  • Häufiges nächtliches Wasserlassen (mehr als 2-3 Mal pro Nacht).
  • Blut im Urin (Hämaturie) – ein ernstes Symptom, das sofort abgeklärt werden muss.
  • Anhaltende Inkontinenz nach der Schwangerschaft, die auch nach mehreren Monaten nicht besser wird.
  • Urinverlust nach einer Operation, der nicht innerhalb kurzer Zeit zurückgeht.
  • Gefühl, die Blase nicht vollständig entleeren zu können, oder ständiges Tröpfeln.
  • Wiederkehrende Harnwegsinfektionen mit Inkontinenz.
  • Plötzliche Verschlechterung der Blasenkontrolle bei bereits bestehender leichter Inkontinenz.

Sollte ich einen Arzt aufsuchen, auch wenn die Inkontinenz nur gelegentlich auftritt?


Ja, es ist sinnvoll, einen Arzt aufzusuchen, auch wenn die Inkontinenz nur gelegentlich auftritt. Selbst leichte oder seltene Symptome können auf ein zugrunde liegendes Problem hinweisen, das sich mit der richtigen Behandlung gut kontrollieren lässt.

Sérélys Produktpalette

Sérélys Pharma® bietet eine breite Palette von Produkten für verschiedene Bedürfnisse an:

Quellen:

  • Palacios, S., Ramirez, M., Lilue, M., & Vega Salazar, B. (2019). Evaluation of Femaxeen® for control of urinary incontinence in women: A randomized, double-blind, placebo-controlled study. Maturitas, 133(2 Pt. 1).
  • Lamerton, T. J., Mielke, G. I., & Brown, W. J. (2021). Urinary incontinence, body mass index, and physical activity in young women. American Journal of Obstetrics and Gynecology, 225(2), 164.e1-164.e13.
  • Kawahara, T., Ito, H., Yao, M., & Uemura, H. (2020). Impact of smoking habit on overactive bladder symptoms and incontinence in women. International Journal of Urology, 27(12), 1078–1086.
  • Ringel, N. E., Hovey, K. M., Andrews, C. A., Mossavar-Rahmani, Y., Shadyab, A. H., Snetselaar, L. G., Howard, B. V., & Iglesia, C. B. (2023). Artificially sweetened beverages and urinary incontinence: A secondary analysis of the Women’s Health Initiative Observational Study (WHI-OS). Menopause, 30(3), 283–288.
  • Movig, K. L. L., Leufkens, H. G. M., Belitser, S. V., Lenderink, A. W., & Egberts, A. C. G. (2002). Selective serotonin reuptake inhibitor-induced urinary incontinence. Pharmacoepidemiology and Drug Safety, 11(4), 271-279.
  • Frauen und Inkontinenz in der EU. (2022). EuroHealth. Abgerufen von https://eurohealth.ie/women_and_incontinence_2018/
  • Woodley, S. J., Lawrenson, P., Boyle, R., Cody, J. D., Mørkved, S., Kernohan, A., & Hay-Smith, E. J. C. (2020). Pelvic floor muscle training for preventing and treating urinary and faecal incontinence in antenatal and postnatal women. Cochrane Database of Systematic Reviews, 5(5).

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